Blitzroutine, Zeitnotlehren und ein Autobahntelefonat

Mit einem tollen Ergebnis ist ESK-Nachwuchstalent Erik Heitmann vom Münsterland-Open nach Hause gekehrt.

Bei der 42. Auflage des gut besetzten Traditionsturniers erspielte der 12-Jährige starke 4,5 Punkte aus neun Partien – und das bei einem Elo-Gegnerschnitt von 1912. 

Durchweg alle seine Kontrahenten waren mehr als 100 Rating-Punkte schwerer. Und so durfte sich Erik – gestartet mit einer Zahl von 1761 – nach drei Siegen, drei Remis und drei Niederlagen über einen satten Zuwachs von 71 Punkten freuen. Als 88. (von 171 Teilnehmern) lag er in der Endabrechnung damit sogar vor FM Heiko Kummerow und der deutschen U18-Jugendmeisterin Nora Heidemann.

Besonders stolz war Erik auf seinen Sieg in Runde sechs. Gegen Jan Bartsch, Jugendleiter und drittes Brett der Regionalliga-Mannschaft von Falke Saerbeck (Emsland), behielt er in beiderseitiger Zeitnot und bei noch vollem Brett den Überblick. Nach 23 Zügen waren lediglich die schwarzfeldrigen Läufer und ein Bauernpaar getauscht, dafür zeigte die Uhr hüben wie drüben nur noch ein knappes Drei-Minuten-Polster an. Doch Eriks in vielen Trainingspartien geschulte Blitzroutine sollte sich als hilfreich erweisen – gut 30 Züge später reichte ihm sein Gegner die Hand zur Aufgabe.

Dass ein auf Kante genähtes Zeitmanagement freilich nicht immer zum glücklichen Ende führt, musste der Ilmenauer gleich in der nächsten Runde erfahren. Da war ihm für die letzten zehn Züge vor der Zeitkontrolle jeweils nur das 30-Sekunden-Inkrement übriggeblieben – zu wenig für ein Happy-End. „Ich muss an meiner Zeiteinteilung arbeiten“, räumte er unmittelbar nach der Partie freimütig ein. Ein Ansatzpunkt auch für Heimtrainer Joachim Brüggemann. Weil dieser im Urlaub im Brandenburgischen weilte, erreichte Erik ihn telefonisch nur einmal zu einer kurzen Absprache vor einer Partie – unterwegs auf der Autobahn.

Bei nur einer Doppelrunde im Turnier und dem täglichen Rundenbeginn um 17 Uhr blieb auch abseits des Schachbretts genügend Zeit zur Zerstreuung. Dafür sorgte schon Eriks Papa Thomas, der parallel das Challenger-Turnier mitspielte. Ein Besuch im Picasso-Museum Münster oder ein Spaziergang am Dortmund-Ems-Kanal boten Abwechslung, ehe  Erik am Tag des Blitzturniers in der Stadthalle Hiltrup wieder seinem Zocker-Gen den Vortritt lassen musste. Mit 5,5 Punkten aus 13 Runden ging auch dieser Versuch recht erfolgreich aus.

Endstand

Text: Axel Eger

Foto: Jürgen Heß