Am 26. Juli 2024 verstarb nach langjähriger, heimtückischer Krankheit, immer auf Genesung, fortschreitende Medizin oder ein Wunder hoffend, unser Schachfreund Uli Albrecht im Alter von 70 Jahren.
Schach war für Uli in der schweren Zeit seiner Erkrankung stets Ablenkung und Bedürfnis zugleich. Bis zuletzt nahm er an den Trainingsabenden einen Teil der jungen Talente unseres Vereins unter seine Fittiche, motivierte sie zu Trainingspartien und analysierte mit ihnen geduldig die gespielten Varianten.
Uli wurde am 16. Januar 1954 in Wichtshausen, heute ein Ortsteil von Suhl, geboren. Er besuchte die Polytechnische Oberschule und machte das Abitur. Von 1973 bis 1977 studierte er an der Hochschule für Ökonomie (HfÖ) in Berlin. Dort spielte er zusammen mit Axel Berghof (Suhl) bei der BSG WBK Berlin. Danach saß er bis 1990 in Dietzhausen am Schachbrett, wechselte in den Wendejahren zum SC Suhl. Ende der 90er-Jahre verschlugen der Beruf und die Liebe ihn nach Erfurt, dort fand er ab den 2000er-Jahren beim Erfurter Schachklub eine neue sportliche Heimat.
Uli engagierte sich seitdem als Mannschaftsspieler und Übungsleiter. Er selbst war der beste Schüler bei Trainingsvorträgen im Verein, nahezu jede Taktikaufgabe konnte er schnell und sicher lösen. Und er war ein großer Liebhaber von Büchern, die elektronischen Medien und Unterrichtsmittel dagegen waren nicht unbedingt sein Ding. Er war stets aktiv unterwegs, schaute in seinem Umfeld in allen Vereinen in Suhl und in Erfurt vorbei und nahm an unzähligen kleinen Turnieren teil. Anfang Juni noch erzielte er im großen Teilnehmerfeld der Erfurter Blitzschachmeisterschaft einen starken vierten Platz.
Neben Schach waren das Wandern und Radfahren seine großen Hobbys. In den folgenden Zeilen von Joseph von Eichendorff fand sich Uli wieder:
O Täler weit, o Höhen, o schöner grüner Wald,
Du meine Lust und Wehen, andächtiger Aufenthalt,
Da draußen, stets betrogen, saust die geschäft’ge Welt,
Schlag noch einmal den Bogen um mich, du grünes Zelt,
Da steht im Wald geschrieben, ein stilles ernstes Wort,
von rechtem Tun im Leben und was der Menschen Hort
Ich habe treu gelesen, die Worte schlicht und wahr,
und durch mein ganzes Wesen ward’s unaussprechlich klar.
Über all die Jahre war uns Uli ein guter Freund. Erst, als das Matt unausweichlich war, musste er die Partie des Lebens aufgeben. Er hat eine spürbare, schmerzliche Lücke in unsere Reihen gerissen. Wir werden ihn sehr vermissen und uns immer dankbar an ihn erinnern.
Joachim Brüggemann
Vorsitzender des Erfurter Schachklubs