Memories of Heidelberg besang einst Peggy March, Erinnerungen und Bedenkenswertes nimmt auch Moritz Franke aus der Stadt am Neckar mit nach Hause. Beim 5. Heidelberger Schachherbst bestritt der Zehnjährige vom ESK-Nachwuchs sein erstes großes Open. Mit 2,5 Punkten aus sieben Partien hat er zwar nicht den sprichwörtlichen Königstuhl (wie der Heidelberger Hausberg heißt) bestiegen und auch nicht ganz sein persönliches Ziel (mindestens 3 Punkte) erreicht, dafür aber viele Erfahrungen gesammelt und einen weiteren kleinen Sprung in der Entwicklung vollzogen. Lohn ist der Gewinn von 41 DWZ-Punkten!
Erstmals spielte Moritz Partien, die drei und mehr Stunden dauerten und schaffte es dabei, die Konzentration bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Bezeichnend dafür war gleich das erste Match gegen den knapp 400 DWZ-Punkte stärkeren Inder Sarvesh Saisikumar Anitah (SK Gießen). Moritz verteidigte sich in gedrückter und etwas schlechterer Stellung aufmerksam, suchte Gegenchancen und nutzte schließlich im Endspiel einen taktischen Kniff, um den halben Punkt zu sichern. Dass er zum Schluss sogar auf Gewinn hätte spielen können – dazu konnte er nach dreieinhalbstündiger Verteidigung nicht mehr mental umschalten. Schade!
Mit dem blitzartigen 1. … Lxb2 sicherte sich Moritz den halben Punkt. Doch es hätte ein ganzer sein können (müssen).
(Sasikumar Anitah – Franke ½: ½)
In den folgenden drei Partien kam er durchweg gut aus der Eröffnung, zahlte aber vor allem mit den schwarzen Steinen Lehrgeld hinsichtlich ihm noch fehlender Erfahrung, was Mittelspielpläne betrifft. In folgender Stellung hätte er seinen Gegner mit einem Springeropfer durchaus ins Schwitzen bringen können. Er hatte den Zug gesehen, sich dann aber nicht getraut, ihn zu spielen.
Nach 1. … Sxg3! 2. hxg3 Dxg3+ 3. Kf1 Tad8 hat Weiß einige Nöte, seinen Damenflügel zu entwickeln.
(Molitor – Franke 1:0)
Beherzt dann der Endspurt von Moritz, der zeigte, dass er mit Weiß seine Eröffnungen samt ihrer Ideen schon gut kennt. Fast wären es sogar noch mehr als zwei Punkte aus den Runden fünf bis sieben geworden, doch mit Schwarz gab er in der Partie gegen Vural Uecoez schlicht das falsche Schach.
Gerade hatte Schwarz den weißen Freibauern auf d7 im Geschäft gegen die eigenen a- und b-Bauern entschärft. Nun muss er nur das richtige Schach geben! Nach 1….Dd3+ gewinnt er den Bauern auf b2 und die Partie ist remis, nach 1. …Dd1+ 2. De1 behauptet sich Weiß.
(Uecoez – Franke 1:0)
Umso furioser dann das Halali mit einem ungefährdeten Schlusssieg mit Weiß, bei dem Moritz zeitig eine Figur gewann, bei vollem Brett aufmerksam durch das Mittelspiel navigierte und schließlich folgende Stellung so kommentierte: „Ich hatte auf Df6 gehofft, dann hätte ich Sxf5 gespielt. Und wenn dann Dxe5 folgt, hätte ich ihn mit Sxh6+ und Dh7 mattgesetzt!“
Schwarz zog nicht Df6, sondern Te8, wonach Moritz die Türme tauschte und 16 Züge später sicher gewann.
(Franke – Blauditschek 1:0)
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Fotos und Text: Axel Eger