Erfurt: Als Elisabeth Pähtz die „Wettkampfarena“ auf dem Fischmarkt betrat, fluchte sie innerlich über die Wahl ihres Schuhwerks. „Als ich das raue Kopfsteinpflaster sah, wusste ich, es wird ein langer Nachmittag“, sagte die 37-Jährige.
Ein langer Nachmittag wurde es ohnehin. Schließlich warteten 21 Vereins- und Hobbyspieler mit funkelnden Augen darauf, die Schach-Großmeisterin auf den 64 Feldern zu besiegen oder zumindest ins Schwitzen zu bringen. Beim Simultanwettkampf – Pähtz lief von Brett zu Brett, bis alle Partien gegen sie beendet waren – sei grundsätzlich der Simultangeber, also in dem Fall sie, im Nachteil, da er sich auf alle Partien gleichzeitig konzentrieren müsse. „Deshalb bin ich mit meiner Bilanz sehr zufrieden“, sagte Thüringens Vorzeige-Schachspielerin nach fast vier Stunden Spielzeit.
Den auf dem Papier stärksten Gegner, Joachim Brüggemann vom Erfurter SK, konnte sie wie auch 17 andere besiegen. Gegen einen gab es ein Remis, und zwei schafften sogar das Kunststück, Pähtz Schachmatt zu setzen: Der erst zwölfjährige Theo Kullmann aus Sachsen sowie Elias Torbal, geboren in Syrien und seit Kurzem im Schachverein Turm Erfurt aktiv. „Gegen beide habe ich jeweils einen groben Fehler gemacht. Aber sie haben auch super gespielt“, meinte sie anerkennend.
Dem zahlreichen Publikum am Fischmarkt, der Tatsache, dass sie am selben Tag auf dem Kaufland-Sportdach schon einen Simultanwettkampf gespielt hatte und auch ihren Stöckelschuhen gab sie daran nicht die Schuld. Vielmehr lobte sie den Stadtsportbund, der das Ganze organisiert hatte: „Es war auch für mich ein Highlight. Simultan spiele ich oft, aber nicht draußen bei einem so schönen Ambiente.“
In drei Wochen spielt Pähtz in Kasachstan bei einem Turnier darum, die chinesische Weltmeisterin herausfordern zu dürfen. Dort ist sie nur Außenseiterin. Aber wer weiß ...
Text: Von Jakob Maschke
(Thüringer Allgemeine vom 24. 8. 22)