2. Wochenende der 2. Bundesliga in Magdeburg vom 11.-12.11.2017
Ein Bericht von Thomas Casper
Zu Karnevalsbeginn stand unsere erste Doppelrunde in der Saison 2017/2018 in Magdeburg auf dem Programm. Nach dem schönen Erfolg im Einzelkampf gegen Magdeburg gedachten wir auch hier die volle Punktzahl einzufahren, da die Gegnerschaft aus Nürnberg (Neuling) und Garching als schlagbar eingeschätzt wurde, auch wenn wir gegen Garching schon manch harten Strauß auszufechten hatten.
Unsere Mannschaft stellte sich diesmal fast von allein auf. Absagen gab es unter anderem wegen Fasching und Konferenzen. So traten wir folgendermaßen an:
Oliver Mihok
Franz Bräuer
Jan Votava
Peter Enders
Heiko Machelett
Christian Troyke
Olaf Heinzel
Thomas Casper
Oliver arbeitet seit kurzem, wollte aber unbedingt spielen. Daher gestaltete sich seine Anreise recht abenteuerlich: Freitagnacht von Budapest nach Berlin mit dem Bus und dann mit einem anderen Bus von Berlin nach Magdeburg. Zu meiner Überraschung lief alles glatt, er war pünktlich im Spiellokal und hatte während der Nachtfahrt schlafen können.
Olaf hatte sich im Hotel Maritim einquartiert, um mit Familie Renner den Freitagabend zu verbringen. Es wurde dann nichts daraus, da Christoph kurzfristig krank wurde, was zudem eine Schwächung für das Garchinger Team darstellte.
Der Rest der Mannschaft fuhr am Samstagvormittag zunächst zum Hotel Classik, welches außerhalb im Süden der Stadt gelegen war (etwas anderes hatte ich nicht für uns bekommen). Wir waren zufrieden, als wir Jans Auto auf dem Parkplatz vor dem Hotel sahen. Einchecken konnten wir nicht gleich (war erst ab 14.00 Uhr möglich). So ließ ich mir – wie ich meinte – Jans Zimmernummer unter Verweis auf seinen Namen geben und versuchte zunächst ihn herauszuklopfen. Keine Reaktion. Dann rief Christian Jan auf dem Handy an und ich von der Rezeption aus in seinem Zimmer. Nichts. Nach einer Dreiviertelstunde, es war dann halb eins geworden, beschlossen wir uns zum Spiellokal zu begeben und Jan eine Nachricht zu hinterlassen. Dabei stellte sich plötzlich heraus, dass wir die ganze Zeit nach dem falschen Mann gesucht hatten; im Hotel hatte ein weiterer Gast namens Andreas Wotava ein Zimmer bezogen. Also nochmals Jan angerufen und aufgesucht, diesmal klappte es und wir waren vollständig. Jan hatte übrigens eine neue Handynummer.
Für den Weg zum Spiellokal (Hotel Maritim im Zentrum von Magdeburg) hatte ich bereits geplant, die Autos am Stadtrand zu parken und dann mit der Straßenbahn zum Spiellokal zu fahren. Dies funktionierte auch sehr gut. Auf eine Besonderheit möchte ich hier noch hinweisen: Die Magdeburger Verkehrsbetriebe kennen ein Tagesticket für Minigruppen von bis zu 5 Personen. Dieses wurde unter großem Hallo ausgewählt und bis zum Abend ordnungsgemäß von jedem einzelnen Gruppenmitglied unterschrieben.
Die Wettkämpfe fanden wie erwähnt im Hotel Maritim statt, zu unserer Zufriedenheit ein schönes und großes Spiellokal. Den Schiedsrichter Daniel Wanzek, welchen wir sehr gut kennen, konnte man, wenn man wollte, als gutes Omen für uns werten, er hatte schon viele Siege von uns „gepfiffen“.
Am Samstagnachmittag ging es zunächst gegen Garching. Die Mannschaft ist uns aus früheren Zweitligazeiten gut bekannt und es war wie schon öfter ein enger Kampf zu erwarten, auch weil die Garchinger an den ersten beiden Brettern ihre Großmeister aufgeboten hatten.
Schnell waren drei Partien beendet: Heiko und Olaf (der die Mannschaft sehr gut kennt) mit Schwarz und ich mit Weiß (Fahrerbonus) waren friedlich gestimmt und spielten remis.
Es gab aber kaum Grund zur Besorgnis, da an allen laufenden Brettern keine schlechte Stellung für uns ersichtlich war. Oliver lieferte unbeeindruckt von seiner Anreise eine spannende Partie und steuerte sie nach einigem hin und her in den Remishafen, wobei möglicherweise erst sein Gegenüber Jiri Stocek und dann Oliver Vorteil hätten erlangen können.
Franz hatte in der Eröffnung Remis abgelehnt und einen Bauern erbeutet. Allerdings war abzusehen, dass dieser aufgrund eines starken gegnerischen Läuferpaars schwer zu verwerten sein würde. Jan spielte eine moderne Variante der spanischen Eröffnung. Wir hofften auf ein Übergewicht seinerseits, aber dem war wohl nicht so, wie uns Jan nach der Partie aufklärte.
Peter erspielte sich nach unserer Auffassung in der Eröffnung einen leichten Vorteil. Er warf dann zunächst etwas leichtfertig seine Bauern nach vorn (etwas Vorbereitung hätte sicherlich gut getan) und musste bei entgegengesetzten Rochaden einiges Gegenspiel zulassen. Allerdings hatte sein Gegner sehr viel Zeit in der Eröffnung verbraucht. Dies rächte sich im Mittelspiel, das Gegenspiel verabschiedete sich aufgrund einer Fehleinschätzung von selbst und Peter kam zu Königsangriff. Christian versuchte seine aktive Stellung in Mehrbesitz umzuwandeln, musste dabei aber immer auf die auf der Lauer liegenden gegnerischen Pferde achten, so dass sich die Angelegenheit als nicht so einfach darstellte.
Im Übrigen prophezeite Jan sehr früh im Lauf der Runde, dass 7 Mann remis spielen würden und Peter gewinnen würde. Er sollte Recht behalten. Peter eroberte mit einem Scheinopfer der Dame die Qualität und fuhr die Partie nach Hause. Jan und Franz spielten remis. Christian übersah einen taktischen Springerzug; es gelang ihm aber die Materialgleichheit zu wahren und das entstehende Endspiel wurde remis. So ergab sich ein mit kleinen Einschränkungen ungefährdeter Sieg von 4,5:3,5.
Es sei angemerkt, dass wir nach 4 Stunden fertig waren, während im Parallelkampf Magdeburg gegen Nürnberg zu diesem Zeitpunkt noch mindestens 6 teilweise heiße Duelle liefen.
Für Samstagabend hatte ich im Zentrum ein Restaurant für uns vorbestellt. Dies war offenbar gar nicht so dumm, da viele Lokale besetzt waren und wir auch erst zum reservierten Zeitpunkt ins Restaurant gelassen wurden. So nahmen wir praktisch um die Ecke noch ein paar Bier vorab zu uns. Dann fuhren die Minigruppe und zwei Einzelpersonen mit der Straßenbahn zurück zu den Autos und dann ins Hotel.
Sonntagfrüh saßen uns dann die Nürnberger gegenüber, die sich nach am Vortag nach kräftezehrendem Kampf von Magdeburg 4:4 getrennt hatten. Nominell waren wir klarer Favorit; auch hatten die Nürnberger einige Kräfte zu Hause lassen müssen.
Es wurde trotzdem ein ordentliches Hauen und Stechen, obwohl es zunächst ziemlich gut aussah.
Oliver gewann einen Bauern, es war aber abzusehen, dass da nichts zu holen war und die Partie ging schnell remis aus. Franz bekam es mit einem Gegner zu tun, der mit Aktivitäten nicht viel am Hut hatte, so dass Franz schwungvoll seine Figuren nach vorne trieb. Jan erbeutete nach überlegener Eröffnungsbehandlung einen Bauern, schien sich dann aber etwas schwer zu tun. Peter unterhielt die Kiebitze zunächst mit skurrilen Damenmanövern, die die weißen Bauern (wie von ihm geplant) nach vorn lockten. Nachdem dies „gelungen“ war, zog sich die schwarze Dame nach e8 zurück und ließ sich von Türmen und Springern einrahmen. So entstand ein ordentlicher Figurenklumpen. Heiko gewann ebenfalls nach der Eröffnung einen Bauern und leitete in ein Dame-Turm-Endspiel über, wo von gegnerischer Kompensation nicht die Rede sein konnte. Allerdings war auch ein klarer Gewinnweg nicht zu sehen. Christian geriet beizeiten in eine unangenehme Stellung. Bei Olaf wussten wir nicht genau, woran wir waren. Er hatte sehr bald einen Königsangriff eingeleitet, inwieweit dieser zum Erfolg führen würde war nicht einzuschätzen. Ich spielte eine ungenaue Eröffnung, mein Gegner wollte jedoch nur Remis und wickelte in diesem Sinn recht geschickt ab, so dass die Friedenspfeife geraucht werden konnte.
Als erstes musste dann Heiko leider ins Remis einwilligen. Das entstandene Damenendspiel war nicht zu gewinnen. Dann kettete Christian seine Pferde auf d6 und c8 so fest zusammen, dass er nur noch hilflos den gegnerischen Aktivitäten zusehen konnte und chancenlos verlor. Peters Taktik zeigte hingegen Erfolg. Nachdem der Gegner seine Deckung geöffnet hatte, entfaltete sich der Klumpen und fiel gnadenlos in die offenen Flanken der gegnerischen Stellung ein. Ein bemerkenswerter Sieg! Olaf erreichte nach wildem Kampf ein völlig ausgeglichenes Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern bei einem Mehrbauern. Franz bemerkte viel zu spät, dass sich sein Pferd auf e4 verlaufen hatte und es war abzusehen, dass es verlustig gehen würde. Er entfachte allerdings noch einigen Wirbel und erhielt so am Königsflügel drei Bauern ohne entsprechende Gegenüber als Gegenwert für die Minusfigur. Objektiv sicher nicht ausreichend, aber bei beiderseits knapper Zeit noch nicht aussichtlos für Franz. Erfreulicherweise siegte Jan dann kurz vor der Zeitkontrolle. Somit hing der Ausgang des Matches von Franz ab, zumindest hatten wir aber dank Jans Erfolg ein 4:4 schon in der Tasche. Franz gelang dann kurz vor dem 40. Zug ein taktischer Schlag, der ihm eine Figur einbrachte. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, hatte er eine glatte Gewinnstellung auf dem Brett, die er auch kurzzügig verwertete.
So bleibt ein erfolgreiches Wochenende mit zwei Siegen festzuhalten, worüber wir sehr zufrieden sein können.
Im Dezember spielen wir im tiefen Bayern gegen Weilheim und Augsburg.
Thomas Casper
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