Partiebetrachtung zu Enders - Koepke
Für unsere letzte Doppelrunde der Saison hatte uns der Spielplan mit unserem Reisepartner Plauen ein Wochenende in Passau gegen den Gastgeber und die Schachfreunde aus Garching beschert. Da Passau nicht um die Ecke liegt, brachen wir bereits am Freitag auf und kamen allesamt spät, aber gesund in der sehr abgelegenen Pension, an.
Unsere Aufstellung für beide Kämpfe lautete:
1 Franz Bräuer
2 Jan Votava
3 Petr Haba
4 Peter Enders
5 Matthias Müller
6 Heiko Machelett
7 Christian Troyke
8 Thomas Casper
Gegen den Gastgeber waren wir am Samstag auf dem Papier klarer Favorit, ließen sie doch ihre zwei Spitzenbretter draußen. Allerdings brachte dies zum größten Teil unsere Vorbereitungen durcheinander. Der Kampf begann eigentlich recht gut. Relativ schnelle Schwarzremisen von Heiko und Cassi ließen uns bei druckvollen Weißpartien von Petr und Matthias hoffen. Christian steuerte danach ein Weißremis bei, mit dem er sicherlich unzufrieden war. An den anderen Brettern stand es wie folgt: die Verwaltung des Spitzenbrettes fiel mir an diesem Tage besonders schwer und ich geriet mit Weiß schnell auf Abwege und fand mich in einer deutlich schlechteren Stellung wieder. Jan an 2 musste sich mit Schwarz in einem damenlosen Mittelspiel eines Anti-Grünfeldinders schwerblütig verteidigen. Petrs anfänglich leichte Initiative schien wieder abzuebben, während Peter in diesem Kampf die Partie des Tages spielte: in einem Abspiel des Winawer-Franzosen hatte er so eine Art künstliche Rochade am Königsflügel erreicht – mit dem Turm auf h7 und dem König dahinter. Sein Gegner spielte stark und erreichte wohl Gewinnstellung, doch Peter zeigte Zähigkeit und es entstand ein völlig wildes, unklares Geplänkel, das letztlich im Dauerschach endete. Laut Peter ein gerechtes Ergebnis, welches er bei Gelegenheit in seinem „Der Hefter 2.0“ (alternativer Titel „Schweinskopfsülze“) zum Besten geben wird. Matthias hingegen vergrößerte schrittweise seinen Vorteil und erreichte Gewinnstellung, die er dann sicher verwertete. Zuvor endeten die Partien von Petr und mir Remis, womit wir gut leben konnten. Jans Gegner spielte bärenstark und erreichte ein gewonnenes Endspiel, in welchem er nichts mehr anbrennen ließ. 4-4 lautete das Endresultat, mit dem wir nach dem Verlauf des Matches uns glücklich schätzen konnten. Den Parallelkampf gewann im Übrigen Garching auf dramatische Art und Weise mit 4,5-3,5 gegen Plauen.
Der Kampf gegen Garching am Sonntag stand zunächst unter keinem guten Stern. Heiko ging es gesundheitlich nicht sonderlich gut, ein Weißremis nach wenigen Zügen war daher die Folge. Dann besserten sich jedoch die Aussichten. Christians Gegner war bemitleidenswert: In einem Beschleunigten Drachen – Christians Leib- und Magenvariante – fand er kein zufriedenstellendes Konzept und musste nach einer Ungenauigkeit zu viel und einer zusätzlichen Fehlkalkulation bereits im 19.Zug aufgeben. Diese schnelle Führung veranlasste die Garchinger an einigen Brettern unsere Remisofferten auszuschlagen, was den Druck auf sie jedoch merklich erhöhte. In der Folge geschah an den restlichen Brettern Folgendes: Nach theoretischem Neuland im 6. Zug (!) konnte ich relativ simpel ausgleichen, allerdings blieb die Stellung spannend. Jan spielte mit Weiß supersolide und erreichte eine angenehmere Position, welche er allerdings mit weiser Voraussicht Remis gab. Denn Petr kam aus einer anfangs gedrückten Stellung gut heraus und konnte vor der Zeitkontrolle eine Mehrqualität erbeuten, allerdings war deren technische Verwertung nicht trivial. Peter konnte nach unspektakulärer Eröffnung seinen Gegen Schritt für Schritt überspielen und gewann einen Bauern. Matthias hatte mit Schwarz nie etwas zu befürchten und gewann sogar einen Mehrbauern. Allerdings verteidigte sich seine Gegnerin umsichtig und das Remis war abzusehen. Cassi spielte mir Weiß wie üblich sehr solide und das Remis war auch hier leistungsgerecht. Der Mannschaftssieg wurde schließlich besiegelt, nachdem meine Partie nach einigen Verwicklungen im gerechten Remis endete und Peter einmal mehr seine starke Endspieltechnik demonstrierte. Als Letzter kam schließlich Petr noch zum Sieg, auch wenn sich die Kiebitze zwischendurch nicht ganz sicher waren, ob sein Gegner nicht bessere Chancen hatte. Das Endresultat von 5,5-2,5 war vielleicht etwas hoch, doch war der Sieg ohne eine Verlustpartie (übrigens zum ersten Mal in dieser Saison) souverän. Plauen siegte im Parallelkampf 5-3 und sogt nun für einen äußerst spannendes Abstiegsfinale in der Liga. Bis zu Platz 4 (!!!) ist rechnerisch noch kein Team endgültig gerettet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir nach einem schwächeren Kampf am Samstag eine souveräne Leistungssteigerung am Sonntag vollbrachten. Der Teamgeist war stets intakt, mehrere Spielrunden Wizard sowie konstruktiv erheiternde Analysen von Peters Partien belegten dies.
Auf dem Papier haben wir unsere Tabellenführung behauptet, mit einer Runde mehr auf dem Konto wird es allerdings schwierig, diese vor Göggingen und Aue zu verteidigen.
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