Nach dem Staffelsieg in der 2. Bundesliga hatten es sich die Verantwortlichen beim ESK nicht leicht gemacht mit der Entscheidung, ob das Aufstiegsrecht wahrgenommen werden sollte. Wir sind ja nun wahrlich keine Neulinge in der 1. SBL. Zwölf Spielzeiten haben wir bisher insgesamt in der 1. SBL gespielt, letztmalig in der Saison 2009/2010. Es hat sich einiges verändert im Vergleich zu den besten Zeiten des ESK, insbesondere ist die Liga stärker geworden, aber eben auch viel teurer. Somit haben wir die Aufstiegsfrage an eine solide Finanzierung geknüpft. Finanzielle Abenteuer können und wollen wir uns nicht leisten. Auch die rein sportliche Begeisterung hielt sich anfangs doch sehr in Grenzen. Die meisten Stammspieler des ESK können auf viele Partien in der 1. SBL zurückblicken, der Reiz des Neuen ist da sicher nicht mehr vorhanden. Auch wollen wir rein sportlich die neue Saison nicht als chancenlos Letzter abschließen – abschreckende Beispiele gab es ja in den vergangenen Jahren immer mal wieder.
Der Erfurter SK ist sehr froh, mit der Melexis GmbH einen neuen Haupt-Kooperationspartner als Unterstützer für die Saison 2015/2016 gefunden zu haben. Das Erfurter High-Tech Unternehmen setzt die finanziellen Rahmenbedingungen, um unsere Teilnahme in der 1. SBL zu ermöglichen. Die Melexis GmbH ist Teil der weltweit agierenden Melexis-Gruppe, die mit ca. 1000 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 300 Mio. Euro erwirtschaftet. Melexis entwickelt und produziert integrierte mikroelektronische Schaltkreise mit einer Spezialisierung auf den Automobilbereich. Diese Schaltkreise werden z.B. für Sensorik-Anwendungen, aber auch als sog. Aktuatoren oder für die drahtlose Datenübertragung verwendet. Fast jeder namhafte Automobilhersteller weltweit hat Modelle, in denen Schaltkreise von Melexis eingebaut sind. Am Sitz der Melexis GmbH im Erfurter Südosten sind 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Firmengebäude der Melexis GmbH im Erfurter Süd-Osten

Aber eigentlich wächst nun nur zusammen was zusammen gehört. Denn die Melexis GmbH und der ESK haben eine gemeinsame Vergangenheit. Die Vorgängerfirmen von Melexis am Standort Erfurt – also VEB Funkwerk bzw. Mikroelektronik - waren bis Ende der 80er Jahre Trägerbetrieb und Unterstützer des heutigen ESKs. Aber nicht nur hier besteht eine Verbindung. Ein Melexis-Schaltkreis ist in einem Sensor-Schachbrett verbaut, dass bei der Online-Übertragungstechnik im Internet seine Anwendung findet.
Die Kooperationsvereinbarung zwischen Melexis und dem ESK wurde im April unterzeichnet und die Planungen für die Saison 2015/2016 konnten losgehen.

Thomas Richter (Standortleiter der Melexis GmbH) und Joachim Brüggemann
(1. Vorsitzender des ESK) nach Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung

Wie üblich nach Aufstiegen in die 1. SBL haben wir zahlreiche „Initiativ-Bewerbungen“ erhalten, welche größtenteils abgelehnt wurden. Was tut sich also Neues beim ESK? Wie kann der Abstieg vermieden werden? Wir sind froh, zwei neue und zwei alte Gesichter als Spieler und Verstärkung beim ESK begrüßen zu dürfen. Nachfolgend möchten wir unsere Neuzugänge kurz vorstellen:

Evgeny Romanov (GM – ELO 2586)

Evgeny ist ein alter Bekannter beim ESK. Er hat bereits in der Saison 2009/2010 für uns erfolgreich am ersten Brett gespielt. Auch in der kommenden Saison wird Evgeny wieder ganz vorn sein Können gegen die versammelte Weltklasse unter Beweis stellen können.

Ich bin 26 alt. Ich wurde im Jahr 2007 Großmeister und betrachte mich seitdem als Schachprofi und Trainer. Ich habe eine juristische Ausbildung an der “Immanuel Kant Russian State University” abgeschlossen. Ich bin froh Schachprofi sein zu dürfen, habe aber auch ein aktives Leben abseits des Schachbrettes. Da ich sehr viel reise, kann ich gar nicht genau sagen wo ich eigentlich wohne. Ich würde sagen, im Flugzeug, irgendwo auf dem Weg zwischen St.-Petersburg und Oslo. Vor 2 Jahren bekam ich das Angebot Trainer für das norwegische Jugendteam zu werden. Seitdem bin ich viel in Oslo. Kürzlich wurde ich auch in den Trainerstab der norwegischen Nationalmannschaft berufen.

Ohne die Ergebnisse aus der Jugendzeit ist das sicher der 3. Platz bei der Europameisterschaft im Jahr 2013 und die zweimalige Qualifikation für den Weltcup.

Ich spielte bereits in der Saison 2009/2010 für den ESK, in einer Zeit als ich schachlich recht erfolgreich war. Ich freue mich, dass der ESK mich nicht vergessen hat und mir erneut die Chance gibt, mich in der 1. SBL zu beweisen.

Ich habe mal die Weihnachtsfeiertage in Erfurt verbracht und erinnere mich gerne an das wundervolle mittelalterliche Zentrum.

Das letzte Jahr war leider nicht so erfolgreich. Deshalb hoffe ich wieder gutes Schach zu spielen und auf mein früheres Niveau zurück zu kehren. Gleichzeitig möchte ich am ersten Brett für die Mannschaft nützlich sein.

Das wird eine richtige Tournee - Benasque Open, Chefchaouen rapid (Marokko), Riga RTU Open und Abu Dhabi Open.

Der zweite neue Spieler, den wir hier vorstellen wollen, ist Andriy Vovk (GM – ELO 2606). Andriy stammt aus der Ukraine und gibt erstmalig seine Visitenkarte in der 1. SBL ab.

Ich bin 23 Jahre alt und lebe in Lwow, einer schönen Stadt im Westen der Ukraine. Ich bin professioneller Schachspieler.

Ich denke, mein bestes Ergebnis bisher war der Sieg beim Andorra-Open im Jahr 2013.

Ich wurde von Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler bei einem Turnier in Ströbeck angesprochen.

Um ehrlich zu sein – nicht viel. Ich weiß lediglich, dass es diese Stadt in Deutschland gibt. Aber ich hoffe natürlich viel mehr über die Stadt herauszufinden wenn ich nach Erfurt zum Schachspielen komme.

Dies wird meine allererste Saison in der 1. SBL sein, es ist also eine komplett neue Erfahrung für mich. Natürlich hoffe ich, eine gute Unterstützung für das Team zu sein.

Ich werde wieder das Open in Andorra spielen und dann einige Turniere in Italien (ich mag die italienische Küche). (Anmerkung der Redaktion: Andriy wurde alleiniger Zweiter beim Open in Andorra, vor seinem Bruder auf dem dritten Platz)

Ein weiteres neues Gesicht beim ESK wird Oliver Mihok (IM – Elo 2504) sein. Oliver stammt aus Ungarn, spricht perfekt Deutsch und ist in Deutschland aufgrund einer Vielzahl hier gespielter Turniere kein Unbekannter. Er kommt zu uns mit zwei GM-Normen im Gepäck. Es wäre schön, wenn es mit der dritten Norm in der SBL klappen würde.

Ich bin 22 Jahre alt und komme aus Budapest. Ich habe mehrere Jahre in Berlin gelebt und dort auch die erste Klasse der Grundschule besucht. Danach ist meine Familie nach Budapest zurückgezogen. Hier studiere ich z. Z. an der Technischen Universität. Im nächsten Semester schreibe ich schon meine Diplomarbeit.

Da kommt einiges zusammen, 2001 war ich in Sebnitz deutscher U8-Meister. Ich war in der U12 sowohl EU-Meister als auch ungarischer Meister. Meine erste GM-Norm habe ich 2010 in Budapest erreicht. 2014 gewann ich das Open in Böblingen mit der zweiten GM-Norm.

Ich bin schon lange gut mit Bernd Vökler bekannt. Er hat mit mir Kontakt aufgenommen und gefragt, ob ich für den ESK spielen möchte.

Ich war schon mehrmals in Erfurt und kann ruhig behaupten, dass es meine liebste deutsche Stadt ist. In 2008 habe ich z.B. beim Weihnachtsturnier im Radisson Hotel gespielt und bei einem guten Freund übernachtet, der direkt an der Krämerbrücke wohnt.

Mein klares Ziel ist es, die dritte GM Norm zu machen. Also, je mehr Punkte desto besser…

Erst ein First Saturday GM-Turnier, dann ab Mitte August werde ich beim Wien Open spielen und Anfang September ist ein weiteres GM-Turnier geplant. Danach fängt schon wieder die Uni an, also habe ich nur für Mannschaftmeisterschaften Zeit.

Der letzte Neuzugang ist auch ein alter Bekannter. Heiko Machelett (IM – Elo 2414) kehrt nach etlichen Jahren u.a. bei der SG Leipzig wieder zum ESK zurück.
Heiko war zuletzt in der Saison 2007/2008 für den ESK am Brett, auch damals in der 1. SBL.

Die genaue Aufstellung wird in Kürze veröffentlicht und dann schauen wir mal, wen wir so alles ein wenig ärgern können. Reisepartner ist die Mannschaft aus Schwäbisch Hall. Los geht es gleich mit einem langen Wochenende vom 18.09. bis 20.09.2015. Die ersten Gegner sind Schwäbisch Hall, Trier und Solingen – keine leichte Kost.