Hastings – der Name besitzt einen ganz besonderen Klang. Das Seebad an der englischen Südküste ist alljährlich Gastgeber des ältesten regelmäßig stattfindenden Turniers der Welt. Bereits 1895 fand hier ein legendäres Kräftemessen der damaligen Elite statt, ehe zur Jahreswende 1920/21 die Serie der berühmten Christmas-Kongresse begann. Was für den Fußballspieler Wembley, für den Marathonläufer New York, für den Tennisspieler Wimbledon ist – das ist für den Schachspieler Hastings. Ein mystischer Ort, an dem man einmal gewesen sein sollte, auch wenn inzwischen viel von der Aura der großen Vergangenheit verflogen ist.
Für Erik Heitmann und seinen Papa Thomas Brand (Ilmenauer SV) hat sich der Traum zum Jahreswechsel erfüllt. Beide meldeten für zwei der Begleitturniere des großen Opens, für das „Con Power“ zwischen Weihnachten und Silvester und das zu Neujahr beginnende „New Year“-Turnier. Wer nach Hastings fährt, darf freilich keine ausschweifende Silvesterfeier einplanen. Gespielt wird nach alter Tradition sowohl am Silvestertag als auch Neujahr.
Für Erik war das kein Problem. Im „Con Power“ holte er als 21. der Setzliste ungeschlagen fünf Punkte aus sechs Partien, was den starken zweiten Platz im Turnier der Elo-Kategorie U1750 bedeutete. Nahtlos knüpfte der Zwölfjährige im „New Year“ U1650 an diese Leistung an. Dort bedeuteten 4,5 aus 5 letztlich sogar den Turniersieg vor Joe Eagle aus Kent, den Erik als seinen härtesten Gegner (beide Partien gegeneinander endeten remis) einschätzte. In elf Runden, gespielt in sieben Tagen, holte Erik damit 9,5 Punkte, was einen satten Zugewinn von rund 170 Elo-Punkten bedeutet – und ein verdientes üppiges Preisgeld dazu.
Einen gewichtigen Anteil daran hatten die täglichen Skype-Sessions nach dem Frühstück mit Heimtrainer und ESK-Chef Achim Brüggemann, der den jungen Heißsporn immer wieder zur Vorsicht und Ruhe mahnte. „Ohne seine Tipps hätte ich das bestimmt nicht geschafft“, meinte Erik am Ende seiner sehr intensiven Schachwoche.
Der letzte Sieg eines Thüringers in Hastings liegt übrigens genau 30 Jahre zurück. Zur Jahreswende 1994/95 gewann Großmeister Thomas Luther das damals noch als Rundenturnier ausgetragene Hauptevent in Hastings vor dem Engländer John Nunn.
Erik Heitmann – Adrian Cload, Hastings 2024, Weiß am Zug
Erik wickelte ab mit 1. Sxf7 Dxf7 2. Lxg6 Txg6 3. Dxg6 Df3+ 4. Dg2 Dxg2 5. Kxg2 Lxh2 6. Kxh2 Sxg7 7. Tg5 Kh7 8. Tag1 Sf5 9. e4 dxe4 10. Sxe4 Le6 11. Sf6+ und Schwarz gab auf
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Fotos und Text: Axel Eger