Als regelmäßiger Sieger der Thüringer Blitzmannschaftsmeisterschaft - falls sie stattfindet - oder vom Landesverband nominiert waren wir auch dieses Jahr wieder für die DBMM spielberechtigt. Nach der doch etwas dürftigen Vorstellung im letzten Jahr in Aue, wo wir uns am Vorabend durch das Konsumieren diverser alkoholischer Getränke jeweils ca. 100 ELO-Punkte „weggetrunken“ hatten, sollte dieses Mal eine bessere Leistung abgeliefert werden.
Auf Grund einer unerwarteten Krankheit von Achim Brüggemann waren wir kurzfristig genötigt, noch einen vierten Spieler heranzuschaffen; es gelang aber nach einigem E-Mail-Hinundher noch rechtzeitig, Jan Votava zu engagieren.
Die Anreise von Jan gestaltete sich zwar etwas problematisch - erst die Fahrkarte in Tschechien für das falsche Datum gekauft, dann in Dresden den zwar eher fahrenden, aber deutlich später in Erfurt ankommenden Zug bestiegen, der zudem auch noch vor Weimar ca. 30 Minuten wegen technischer Probleme der Deutschen Bahn auf den Gleisen stehenblieb, aber schließlich konnten wir Freitag Nachmittag zu viert wenn auch mit zwei Stunden Verspätung losfahren. Dann lief alles gut, wir kamen eine Viertelstunde vor Beginn des Fußball-EM-Viertelfinalspiels Deutschland gegen Griechenland in unserem Landhotel (ca. 20 km südlich von Aachen in den Ausläufern der Nordeifel, schönes gemütliches kleines Haus) an, sodass wir auch noch den 4:2 Erfolg für Deutschland bewundern konnten, was besonders Peter sehr am Herzen gelegen hatte.
Diesmal verhielten wir uns auch trinktechnisch diszipliniert, um uns dann am nächsten Vormittag in der Aufstellung
Peter Enders
Jan Votava
Thomas Casper
Matthias Müller
den 27 gegnerischen Mannschaften zu stellen.
Die DBMM fand in einer Kirche im Stadtzentrum von Aachen statt, ein ungewöhnliches Ambiente für eine Schachveranstaltung. Jedoch die Meisterschaft war gut organisiert und wir jedenfalls hatten den Eindruck, dass sich der Ausrichter mit vollem Engagement dieser Meisterschaft gewidmet hatte.
Das Turnier verlief völlig anders als unsere meisten bisherigen derartigen Veranstaltungen. An Nummer 6 nach ELO gesetzt hatten wir einen hervorragenden Start (4 Siege aus 5 Runden dazu eine knappe Niederlage gegen Bayern München) und es gelang uns, dieses hohe Niveau über die gesamte Dauer der Veranstaltung zu halten. Kleine Durchhänger von 2-3 Partien hatte zwar fast jeder von uns im Verlauf des Turniers einmal, dies konnte jedoch durch die anderen Mannschaftsmitglieder ausgeglichen werden. Wir spielten im Prinzip so, wie es sich gehört - Verluste gegen die starken, Siege gegen die schwächeren Mannschaften (natürlich gab es auch Ausnahmen, z. B. schlugen wir Solingen, schafften ein Unentschieden gegen die Schachfreunde Berlin und unterlagen Untergrombach) - und landeten so am Ende mit 37:17 Punkten auf dem 7. Rang, eine Platzierung, die dem Erfurter SK noch nie bei einer DBMM gelungen war. Wir spielten sehr gleichmäßig, alle erreichten mehr als 50% (Peter 16, Jan 17, ich 14,5 und Matthias 18,5 aus 27). Der Grand Slam (siehe Leutasch-Bericht) ist es nun zwar nicht geworden, damit hatte ja auch wirklich niemand gerechnet, aber auf unser Ergebnis und die gezeigten Leistungen können wir stolz sein.
Von Aachen selbst haben wir natürlich nichts bzw. nur sehr wenig gesehen; wenigstens haben Matthias und ich in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang zum nahegelegenen geschichtsträchtigen Dom gemacht.
Eine kleine Episode noch zum Abschluss:
Peter ließ es sich gern angelegen sein, kurz vor Rundenbeginn, wenn sich die Mannschaften schon gegenübersaßen, seinem Gegner seine Freude über den deutschen Fußballerfolg gegen Griechenland kundzutun. Als wir gegen den Hamburger SK antraten, sagte sein Gegner (van Delft) daraufhin nur kurz „Das geht mich nichts an, ich bin Holländer.“ Es hat Peter aber nichts geschadet, er hat die entsprechende Partie (ich glaube sogar ziemlich rasch) gewonnen.
aufgeschrieben von Thomas Casper |