Er war mit dem Anspruch gestartet, unter den Top 5 zu landen. Am Ende glückte ihm der hochverdiente Sprung auf das Siegerpodest: Der zehnjährige Anton Belin gewann bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Willingen die Bronzemedaille in der Altersklasse U12 – einer der größten Erfolge für unseren Verein in der jüngeren Vergangenheit.
Dabei verlief der Turnierstart für Anton alles andere als glücklich. Gegen den Inder Sarvesh Sasikumar Anitha sperrte er sich selbst einen Turm ein, verlor die Qualität und anschließend den Faden – eine unerwartete Auftaktniederlage für den Favoriten. Doch er kämpfte sich zurück. Nach zwei Siegen und einem Remis in Runde vier lief Anton in der zweiten Turnierhälfte zu großer Form auf. Sehenswert seine Siege gegen Igor Shevchenko und Janis Meijers (siehe folgende Diagramme), in denen er ein paar taktische Blitze aufs Brett zauberte.
Belin – Shevchenko, Weiß am Zug
Belin – Meijers, Weiß am Zug
Und Anton bewies langen Atem. In den letzten beiden Runden überspielte er mit Schwarz erst Nazar Tarasenko (Vorjahres-Vizemeister der U10) und schließlich mit Yunqi Li auch den U10-Meister von 2023. Mit sieben Punkten musste er nur dem Ukrainer Mykhaylo Nezhyvenko (Krefeld/7,5) und Ming Shen (Saarlouis/7) den Vortritt lassen.
Erik Heitmann und Moritz Franke, die beiden anderen Starter unseres Vereins, marschierten nahezu das gesamte Turnier im Gleichschritt – so, wie sie das schon zur Eröffnungsfeier als Fahnenträger der Thüringer Delegation getan hatten. In Runde sechs kam es beim direkten Aufeinandertreffen der beiden Freunde dann zum „Bruderkampf“, wie ESK-Jugendchef Jochen Terhorst aus der Ferne augenzwinkernd kommentierte. Erik wählte mit den schwarzen Steinen seine neue Liebe Skandinavisch – wohl auch eine Reverenz an das Willinger Wetter dieser Tage: stürmisch, kühl, nass.
Es entwickelte sich ein spannender Kampf auf Augenhöhe, ein Großmeisterremis stand nie zur Debatte. 46 Züge lang schlug der Seismograph der Computer-Engine kaum aus, bewegte sich wie eine austarierte Waage immer um die 0,00 herum. Einzige Ausnahme: eine von beiden Seiten übersehene kleine Taktik, die Schwarz einen Bauerngewinn ermöglicht hätte. Erst tief im Turmendspiel unterlief Moritz dann der letztlich entscheidende Fehler (siehe folgendes Diagramm).
Franke – Heitmann, Weiß am Zug hält Ausgleich mit …?
Mit drei aus acht besaßen beide dann in der letzten Runde die Chance, das Turnier zum guten Ende zu führen. Erik gelang das mit einem ebenso leicht wie konsequent herausgespielten Punkt gegen den Letzten der Setzliste. Vier Punkte sind der Lohn für seine in jeder Partie sichtbare kämpferische Einstellung. Moritz hätte ihm bei seinem ersten U12-Start mit der gleichen Quote folgen können, kam prima aus der Eröffnung, um dann aber wie im vergangenen Jahr einen Schlussrunden-Blackout folgen zu lassen. Erst ließ er sich seinen schönen Italienisch-Läufer abtauschen, dann übersah er ein einzügiges Matt. Schade!
Vierter Thüringer im U12-Bunde war Mattheo Gabriel Junge von Schott Jena. Auch er legte mit einer unerwarteten Niederlage los. Doch dann startete der aktuelle Thüringenmeister mit fünf Siegen en suite durch und lag zwischenzeitlich auf Platz zwei. In einer Fünf-Stunden-Partie hielt Mattheo anschließend auch dem späteren deutschen Meister Mykhaylo Nezhyvenko stand (Remis nach 76 Zügen). Dann allerdings konnte der Jenaer nur noch einen halben Punkt einfahren, was am Ende einen mit sechs Punkten untermauerten starken achten Platz bedeutete.
Lösungen der Diagramme:
Belin – Shevchenko: 1. Sxf7!
Belin – Meijers: 1. Lxg6!
Franke – Heitmann: 1. Txc6? (Richtig: 1. a7, 1. Kf3, 1. Tb7 – wonach sich Schwarz am Königsflügel nicht lösen kann)
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Fotos und Text: Axel Eger