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2. Schachbundesliga   Junges Team – reife Leistung - Der Bundesligaspieltag in Baden Baden...
12.04.2016 von Franz Bräuer

Am 09. und 10. April fand für uns die 12. und 13. Runde der Schachbundesliga statt. Spielort war für uns Baden-Baden, es ging am Samstag gegen den FC Bayern München und am Sonntag gegen den Gastgeber und amtierenden Meister. Wir spielten beide Kämpfe in folgender Aufstellung:

1 Evgeny Romanov
2 Oliver Mihok
3 Franz Bräuer
4 Heiko Machelett
5 Peter Enders
6 Christian Troyke
7 Matthias Müller
8 Alex Steinacker

Nachdem sich die Anreise am Freitag aufgrund eines Staus auf der Autobahn reichlich verzögert hatte, waren wir dennoch gut angekommen und trafen unsere beiden bereits eingetroffenen Spitzenbretter gesund und gut gelaunt vor. Wir erwarteten Bayern in Bestbesetzung, wurden am Spieltag jedoch überrascht, da ihre üblichen ersten beiden Bretter nicht aufgestellt waren. Somit überraschten sich beide Mannschaften quasi gegenseitig, wobei die Bayern sicherlich als leichter Favorit ins Rennen gingen. Der Kampf begann unspektakulär mit zwei soliden Remisen von Matthias gegen IM Reich und Christian gegen IM Belezky. Dann geschah längere Zeit nichts, doch es zeichnete sich folgendes Szenario ab: Evgeny hatte gegen den amtierenden deutschen Meister Klaus Bischoff früh die Initiative übernommen und konnte seinen Vorteil nach und nach vergrößern. Oliver profitierte von einer gut vorbereiteten Variante des Wolga-Benkö-Gambits (bei den Ungarn sollte man dieses Gambit so nennen!) und hatte schnell eine deutlich angenehmere Stellung gegen IM Schenk erreicht. Meine Wenigkeit hatte durch die Abwesenheit der Münchner Spitzenbretter mit IM Fedorovsky nicht den richtigen Gegner in der Vorbereitung getroffen und geriet in der späten Eröffnungsphase aufgrund mangelnden Theoriewissens auf Abwege. Heiko hatte gegen FM Mesaros schnell die etwas passivere Stellung, dafür war diese sehr fest. Peters Versuch seinen Gegner IM Dragnev mit 1.b3 aus dem Konzept zu bringen ging nicht vollends auf und so fand sich unser Altmeister schnell in einer schlechteren Stellung wieder, die schon sehr anrüchig wirkte. Unser Debütant Alex bekam mit Schwarz gegen Dr. Unzicker (Sohn der einstigen Schachlegende) einen ihm sehr bekannten Aufbau vorgesetzt, gegen den es ihm gelang mühelos auszugleichen und im weiteren Verlauf der Partie einen Mehrbauern einzustreichen. Es sah also alles in allem sehr gut aus und die Dinge entwickelten sich auch prima: Oliver brachte uns kurz vor der Zeitkontrolle in Führung, nachdem er seinen Gegner fein überspielt hatte. Evgeny erhöhte kurz darauf auf 3-1. Schönheitsfehler an diesem Tag war meine Partie: nachdem ich einen Weg zum einfachen Remis im Mittelspiel verpasst hatte gelangte ich in ein Doppelturmendspiel mit Minusbauer. Dieses erschien mir haltbar, doch kurz nach der Zeitkontrolle stellte ich dieses simpel ein und musste die Waffen strecken. Nur noch 3-2. In der Zwischenzeit hatte Peter seine schlechte Stellung zusammenhalten können und steuerte einem Remis entgegen, während Alex mit guter Technik seinen Vorteil verwertete. Es stand somit 4,2-2,5 und der Kampf war bereits gewonnen. Heikos Gegner hatte eine Figur geopfert, der Ausgang der Partie war die ganze Zeit über unklar, doch endete sie schließlich mit Remis. Unter dem Strich stand letztendlich ein verdienter 5:3-Erfolg, der uns zwei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg einbrachte.

Der Sonntag sollte dann gegen Baden-Baden wie erwartet verlaufen, obwohl wir am Vorabend beim Abendessen noch unterschiedliche Prognosen abgegeben hatten, z.B.: „bloß das zu Null verhindern!“ oder „morgen entscheiden wir die Meisterschaft“. Bei Letzterer war der ein oder andere Himbeergeist schon die Kehlen hinuntergerutscht.
Baden-Baden hatte am Vortag alles aufgefahren was sie hatten, an jedem Brett saßen mindestens 2650 Elopunkte. Am Sonntag ließen sie dann Arkadij Naiditsch draußen, dafür rückte Philipp Schlosser an Brett 8. Der Kampf begann gar nicht so schlecht für uns: Heiko wurde früh eine Remisofferte von Etienne Bacrot angeboten, die er sofort annahm. Auch Oliver trotzte dem Theoriespezialisten Rustam Kasimdzhanov und erreichte ebenfalls ein Remis. Das war es dann aber auch (fast) mit den Herrlichkeiten. Der Kampf nahm folgenden Verlauf: Evgeny verteidigte sich umsichtig mit Schwarz gegen Michael Adams und erreichte ebenfalls ein Remis. Ich wurde der Ehre zuteil eine spannende Partie gegen Alexei Shirov zu verlieren, die ich nicht ansatzweise verstand, selbst nach einer lebhaften Analyse. Peter musste anstatt Naiditsch gegen die deutsche Nr. 1 Liviu-Dieter Nisipeanu ran. Trotz starkem Widerstand musste auch Peter am Ende die Waffen strecken. Christian stand die ganze Partie über ungefährdet gegen Sergei Movsesian, bis er kurz nach der Zeitkontrolle auf Abwege geriet und ein entscheidendes Springeropfer zuließ. Alex kam optisch ganz gut aus der Eröffnung, hatte nach frühem Damentausch nicht mehr den Hauch einer Chance gegen Philipp Schlosser. So ging der Kampf am Ende mit 2-6 verloren, womit wir uns allerdings ordentlich aus der Affäre gezogen haben.

Wir traten am Wochenende mit dem jüngsten Team seit längerer Zeit an und konnten in beiden Kämpfen reife Leistungen zeigen. Besonders lobenswert dabei die Partien von Evgeny und Oliver sowie dem starken Einstand von Alex. Aber auch das restliche Team zeigte guten Kampfgeist und Leidenschaft. Ein großer Dank noch an Doreen für ihr geschmeidiges Autofahren und ihre besondere Aura im Spielsaal!

Wofür es am Ende der Saison reichen wird entscheidet sich in zwei Wochen in Bremen, wenn es zum Abschluss mit dem Gastgeber und Emsdetten noch einmal zwei Hochkaräter für uns gibt.


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