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2. Schachbundesliga   Ein Knalleffekt zum Schluss - 2 Mannschaftssiege, keine Verlustpartie und 13 Brettpunkte!
26.03.2019 von Rudolf Ruether

Letztes Wochenende der 2. Bundesliga in Plauen am 23./24.03.2019



Zum Abschluss der Saison 2018/2019 stand erneut eine Reise nach Plauen an. Gegner waren SC Garching und SK Weilheim. Es ging eigentlich um nicht mehr viel, Garching war gesichert und Weilheim hatte nur noch geringe Chancen auf den Klassenerhalt, wozu aber zwei Siege gegen Plauen und uns und entsprechende Resultate in den anderen Kämpfen nötig gewesen wären. Da wir Rücksicht auf unsere 2. Mannschaft nehmen mussten (Wettkampf am 07.04. gegen Liebschwitz) und Christian bereits um Freistellung gebeten hatte, blieben nicht viel Leute für die erste übrig. So stellte sich die Mannschaft fast von allein auf, nachdem auch Heiko leider nicht von sich hatte hören lassen:

Oliver Mihok
Franz Bräuer
Peter Enders
Petr Haba
Matthias Müller
Bernd Vökler
Thomas Casper
Nikita Myshkin

Das ist eine recht ordentliche Aufstellung, sodass sich die Frage nach einer eventuellen Wettbewerbsverzerrung von unserer Seite gar nicht stellen konnte.
Unsere Gegner dagegen hatten ein paar Probleme. Garching musste auf sein Spitzenbrett Jiri Stocek verzichten, der bei der Europameisterschaft engagiert war. Damit sahen wir uns im Kampf um Platz 4 etwas im Vorteil. Weilheim verzichtete auf seine Spitzenbretter; möglicherweise hatte man sich schon mit dem Abstieg abgefunden.
Die Anreise am Samstagvormittag zum Landgasthof Zwoschwitz gestaltete sich recht amüsant, da uns Matthias‘ Navi auf verschlungenen geheimnisvollen Pfaden durch die engen Landstraßen des Vogtlandes führte.

Dann spielten wir am Samstagnachmittag gegen Garching.
Oliver konnte seine Vorbereitung im Königsinder anbringen und stand beizeiten vorteilhaft. Franz lieferte sich ein schwerblütiges Duell mit unserem guten Freund Christoph Renner (der auch schon für uns gespielt hat und regelmäßig in Leutasch aufkreuzt). Peter zeigte eine saubere Behandlung der französischen Verteidigung mit Schwarz. Petr erspielte sich einen klaren Eröffnungsvorteil. An den hinteren Brettern ging es ruhiger und teilweise problematischer zu. Matthias landete nach der Eröffnung in einer spannenden Position mit beiderseitigen Chancen, die Spieler wollten aber die Angelegenheit nicht zu tief ausloten und einigten sich recht schnell auf Remis. Bernd musste gegen Französisch antreten, opferte zwei Bauern, aber der Mattangriff blieb leider aus. Ich verweigerte meinem Gegner eine Kampfpartie, indem ich flugs seinen Angriffsläufer vom Brett beförderte. Nikita strebte gewohnt aggressiv nach Vorteil. Das sah alles recht gut aus, allein um Bernd musste man sich Sorgen machen. Als erstes verflachte meine Partie und meine Gegner nahm nach 30 Minuten nachdenken mein Remisangebot an. Petr verdichtete seinen Vorteil sicher zum Sieg. Nikita schaffte es leider nicht, seine zwischenzeitlich klar bessere Position (bei etwas Zeitbedrängnis) in einen Punkt zu verwandeln, er landete letztlich in einem ausgeglichenen ungleichfarbigen Läuferendspiel mit Mehrbauern, also Remis. Peter lieferte eine lehrbuchreife Leistung ab, schaffte sich langsam am Königs- und am Damenflügel Raum, eroberte geduldig einen Bauern und zerfetzte seinen Gegner, nachdem dieser (allerdings schon in Verluststellung) seinen König etwas luftig aufstellte, mit einem einfachen Opferangriff. Bernd schaffte sich erfreulicherweise, wahrscheinlich mit Mithilfe seines Gegenübers, ein nicht unbeträchtliches Gegenspiel, holte sich einen Bauern zurück und erzielte ein Remis. Somit liefen beim Stand von 4:2 für uns nur noch die beiden Spitzenbretter. Oliver spielte eine recht wundersame Partie. Er hatte rasch die Qualität erobert, aber danach schien es nicht recht weiterzugehen, der Gegner holte sich ein paar Bauern und der Ausgang der Partie schien wieder offen. Irgendwie jedenfalls brachte Oliver sein materielles Übergewicht in einem spannenden Endspiel zur Geltung, wobei sich Mattmotive mit zwei Türmen als hilfreich erwiesen. Franz erreichte nicht viel, ließ an einer Stelle möglicherweise eine gute Möglichkeit aus und landete schließlich in einem ausgeglichenen Doppelturmendspiel. Christoph sah sich aber (möglicherweise durch den Zwischenstand beeinflusst) veranlasst, mit einem fragwürdigen Bauernvorstoß ein wenig Öl ins Feuer zu gießen. Die Strafe blieb nicht aus, nach wenigen Zügen zappelte Christophs König im Mattnetz und die Sache war erledigt.
Damit waren wir mit 6:2 verdient (aber etwas zu hoch) siegreich und hatten im Duell mit dem SC Garching den 4. Platz in der Tabelle der zweiten Bundesliga Ost erobert, den wir am Sonntag zu verteidigen gedachten.
Den Abend ließen wir mit einem gemütlichen Abendessen im Landgasthof ausklingen.

Am Sonntag spielten wir dann gegen Weilheim, das mit einem knappen Sieg gegen Plauen die Minichance auf den Klassenerhalt noch gewahrt hatte. Allerdings waren wir von der Papierform her klar überlegen und ließen frühzeitig auch keinen Zweifel an unseren Ambitionen aufkommen.
Oliver opferte bereits in der Eröffnung eine Figur. Da er dies gern und öfter tut, hatte ich wenig Bedenken über den Ausgang der Sache. Franz spielte eingedenk der Niederlage gegen Rosentalis in der letzten Saison (gleiche Eröffnung) aufmerksam und ließ zunächst nichts anbrennen. Peter erreichte meines Erachtens nicht viel und zog mit seinen Figuren ziellos über das Brett. Petr stand nach schnellem Damentausch leicht bedenklich, hielt aber den Laden zusammen. Matthias spielte wie immer die scharfe schottische Eröffnung, sah sich jedoch nach einem Rechenfehler im Mittelspiel genötigt den Remishafen anzusteuern. Bernd wurde mit einer Ablehnung eines frühzeitigen Friedensangebots konfrontiert und landete in einem typischen sizilianischen Mittelspiel, wo er bei erstbester Gelegenheit das typische Qualitätsopfer auf c3 brachte. Mein Gegner entkorkte in der französischen Abtauschvariante im 5. Zug ein bizarres Damenmanöver, setzte aber nicht konsequent fort und stand dann mit einer Dame auf a5, die dem Geschehen nur noch von fern zusehen konnte, recht kritisch. Allerdings hatte ich (wie immer) etwas Zeit genommen, um die Absichten meines Gegners zu ergründen. Nikita spielte bekannte katalanische Strukturen mit Bauern auf d4, c4 (Weiß) und d5, c5 (Schwarz), wo sich die Frage nach dem rechtzeitigen Bauerntausch stellt. Nachdem ich meinen Gegner in einer schweren Stellung brüten ließ, stellte ich beim Rundgang fest, dass Bernd bereits gewonnen hatte. Sein Gegenüber hatte in bereits schlechter Stellung einen recht einfachen taktischen Schlag übersehen. Mit dieser Niederlage brach der SK Weilheim zusammen, die Partien gingen binnen kurzer Zeit reihenweise verloren. Wie Peter inzwischen eine Gewinnstellung aufs Brett gezaubert hatte, hatte ich nicht mitbekommen. Dann waren Nikita und ich dran. Nikita erbeutete aus einer Fesselstellung einen ganzen Turm, mein Gegner hatte nach einem weiteren Fehler mit zwei Minusbauern keine Lust mehr aufs Weiterspielen. Petr spielte Remis und Oliver gewann mit zwischenzeitlich 4 Bauern für eine Leichtfigur irgendwie taktisch im Mittelspiel. Als letzter gewann Franz, der nach einem schweren Fehler seines Gegners frühzeitig einen Bauern erbeutet hatte, aber sich noch etwas gedulden musste den Vorteil umzumünzen. Inzwischen war alles um ihn herum aber bereits fertig. So landeten wir nach ca. 3,5 Stunden einen eindrucksvollen Kantersieg von 7:1!

Bemerkt sei noch, dass unser Reisepartner aus Plauen in der letzten Runde gegen Garching seinen ersten Sieg in der 2. Bundesliga holte und somit als länger feststehender Absteiger die Liga nicht mit null Punkten verlassen muss.

Wir sind letztlich mit 12:6 Mannschaftspunkten auf Platz 4 eingelaufen. Dies ist aus meiner Sicht leistungsgerecht. Unsere erfolgreichsten Punktesammler saßen an den Brettern 1-5 (besonders bemerkenswert, wie Peter sich nach mäßigem Start in den letzten beiden Doppelrunden noch fing!) und erfreulicherweise an Brett 8. Mit dieser starken Vorstellung hat sich Nikita sicher in das Team hineingespielt.

Thomas Casper


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